BUND Ortsgruppe Lippstadt / Erwitte
BUND Ortsgruppe Lippstadt / Erwitte
Wilhelm Wetekamp

Prof. Dr. Heinrich Münz

 

In NRW steht die Wiege des staatlichen deutschen Naturschutz!

 

Prof.  Wilhelm Wetekamp (1859-1945) Lippstadt

 

 

 

 

Es war in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts, als eine Klasse der Lippstädter Realschule erster Ordnung (heute Ostendorf-Gymnasium) mit ihrem Oberlehrer Dr. Hermann Müller vor den imposanten Hornsteinfelsen am Möhnetal bei Belecke stand. Schüler und Lehrer hatten eine Wegstrecke von über 20 km zurückgelegt. Aber nicht der lange Fußmarsch dieses „geologischen“ Ausflugs  (hin und zurück ca. 50 km!) kamen dem damaligen Schüler Wilhelm Wetekamp im hohen Lebensalter  in Erinnerung, sondern der deprimierende Kommentar seines geschätzten Lehrers an diesem faszinierenden Ort : „Wie lange wird es dauern, da liegen sie (die Hornsteinfelsen) als Schotter auf der Chaussee“. Wetekamp erzählte im Bericht zu seinem 70. Geburtstag in der Lippstädter Zeitung ‚Der Patriot‘[1]  im Jahr 1929 auch die Reaktion der Schüler: „Wir alle waren erschreckt und erstaunt, dass es erlaubt sein könne, derartige landschaftliche Schönheiten, die der Allgemeinheit gehörten, zu einem solchen Zwecke zu vernichten….“. Wie Müller es vorausgesehen hatte, sind inzwischen die Hornsteinfelsen weitgehend verschwunden. Das kleine, immer noch interessante Naturdenkmal der Külbesteine bei Belecke bietet nur noch einen schwachen Abglanz der damaligen geologischen Formation. Müller und Wetekamp würde es erschüttern, wenn sie das heutige Resultat des völlig unsensiblen Umgangs mit Natur und Landschaft sehen müssten. Und wenn sie dann den allgemeinen Landschaftsverbrauch, speziell im Kreis Soest die Probleme mit der Steinindustrie bei Kallenhardt, Warstein und Erwitte und die aktuellen Gefahren für Grund- und Trinkwasser in unserer Region erleben würden……

Der in Wetekamps Schulzeit spürbar beginnende unersetzbare Verlust von Landschaften wie den Belecker Hornsteinfelsen und die mahnenden Worte seines Lehrers Müller hatten historisch betrachtet dann doch noch eine positive Wirkung: Der spätere Reformpädagoge und Geheimrat Professor Wilhelm Wetekamp forderte als Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses in Berlin am 30. März 1898 in einer Plenar-Debatte als erster deutscher Politiker die staatliche Notwendigkeit Naturschutzgebiete (Staatsparks)[2] einzurichten. Wie bei US-amerikanischen Nationalparks sollten in Deutschland Gebiete geschützt werden, die dazu dienen „…Boden- und Landschaftsformen zu erhalten, andererseits der Flora und Fauna Zufluchtsorte zu gewähren….“. Durch Wilhelm Wetekamp kam erstmals  in einem deutschen Parlament die Realisation von Naturschutz in die politische Diskussion! Neben Mitstreitern wie dem Berliner Musikpädagogen Ernst Rudorff und der Vogelschützerin Lina Hähnle gehört Wetekamp zweifellos zu den Gründerpersönlichkeiten im Naturschutz.  Das Wirken von Wilhelm Wetekamp und seines Lehrers Hermann Müller begründen in Lippstadts Geschichte historische Wurzeln des Naturschutzbewusstseins in Deutschland. Durch Wetekamps politische Aktivitäten steht die Wiege des deutschen staatlichen Naturschutzes in NRW!

Die BUND Ortsgruppe Lippstadt und Kreisgruppe Soest sehen sich in ihrer Arbeit dieser beiden großen Männer verpflichtet und werden mit mehreren Aktionen insbesondere Wilhelm Wetekamp gedenken, der vor 150 Jahren geboren wurde. 


[1] Heimatblätter – Beilage der Lippstädter Zeitung >Der Patriot<  am 8.10.1929

[2] Reinhard Piechocki (2006) Der staatliche Naturschutz im Spiegel seiner Wegbereiter. Natur und Landschaft 81 S.46-47

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